Das Spiel ist für die kindliche Entwicklung von besonderer Bedeutung und wesentlich für eine gesunde Entwicklung. Kinder lernen beim Spielen verschiedene wichtige Dinge, sie haben Freude am Experimentieren und am Miteinander. Im Spiel versinken Kinder ganz in ihrer Tätigkeit, sind auf ihre Art konzentriert und vergessen so manches Mal die Zeit. Schon Säuglinge erlernen im Spiel, die Umwelt wahrzunehmen, neue Fähigkeiten auszuprobieren und die eigenen Gefühle zu regulieren. Für Eltern stellt sich daher, gerade beim ersten Kind, die Frage, wie sie mit ihrem Kind spielen, was sie ihm anbieten und wie sie es nicht überfordern sondern altersgerecht mit ihm spielen können.
Ganz zu Beginn des Lebens ist das Spiel für das Kind zunächst Nachahmung: Das Kind ahmt die Mimik der Eltern nach und erfährt so wichtige Dinge über seine Umgebung und seine Bezugspersonen. In dem Buch von Klaus/Klaus „Das Wunder der ersten Lebenswochen“ wird beispielsweise mit eindrucksvollen Fotos gezeigt, wie ein Neugeborenes die Mutter im Zugerausstrecken imitiert. Wenn es dann mit ca. drei Monaten soweit ist, dass es selbst handeln kann (z.B. indem es nach Dingen greift, sich auf die Seite oder den Bauch dreht), beginnt das eigentliche Spiel. Jetzt kann das Baby selbst seine Umwelt verändern. Die Eltern sind aber weiterhin wichtig, denn sie zeigen dem Kind auf spielerische Weise, wie es mit der Umwelt umgehen kann und moderieren das Spiel. Auch jetzt ist das Nachahmungsspiel für Kinder noch sehr schön. Das Kind entwickelt Erwartungen über den Ablauf des Spiels und freut sich, wenn das Spiel den Erwartungen gemäß verläuft. Kleine Variationen des selben Spiels rufen ebenfalls Freude beim Kind hervor. Es lernt, dass es selbst etwas bewirken kann durch sein Handeln. Wichtig ist es hierbei, auf die Signale des Kindes zu reagieren. Ist es müde, wendet es den Kopf ab und braucht eine Pause. Diese sollte dem Kind auch unbedingt gegeben werden. So kann es das Erlebte verarbeiten und bekommt gleichzeitig sein eigenes Empfinden von den Eltern reflektiert.
Kinder brauchen daher im ersten Lebensjahr noch nicht viel Spielzeug. Gerade in den ersten Wochen braucht es nichts so sehr wie die Eltern. Auch eine Spieluhr kann jetzt schon schön sein, besonders wenn das Baby die Melodie schon im Mutterleid gehört hat. Wichtig ist, dass die Eltern viel in den Austausch mit dem Kind gehen, es anregen und sensibel auf seine Signale reagieren. Zu viel Spielzeug kann diese Nähe zwischen Eltern und Kind stören und den Austausch zwischen Erwachsenen und Kind blockieren. Es reicht daher im ersten Lebensjahr aus, wenn das Kind einige Rasseln/Greifringe hat, die es gut halten und bewegen kann und Schmusetuch oder auch Kuscheltier, die es ebenfalls gut handhaben kann (Schmusetuch und Kuscheltier können dann besonders ins Herz geschlossen werden, wenn Mama diese Sachen ein paar Tage lang bei sich getragen hat und sie daher vertraut riechen). Auch Bälle sind im ersten Jahr bereits sehr schön, da sie im Spiel zwischen Eltern und Kind sehr gut eingesetzt werden können. Ganz zu Beginn lieben Kinder auch Mobiles, die sie betrachten und später auch anfassen können. Einen besonderen Reiz üben auch alle ungefährlichen Alltagsgegenstände aus: Kochlöffel, leere (oder mit kleinen Dingen gefüllte und gut verschlossene oder verklebte) Plastikflaschen oder Filmdosen, Schneebesen, stapelbare Dosen, Knisterpapier etc. Spannend ist für die erste Zeit auch ein Erlebnistuch, welches man ganz einfach selbst herstellen kann, indem man auf ein kleines Handtuch oder einen Waschlappen verschiedene Materialien näht, wie zum Beispiel Glöckchen, Knöpfe, Bänder. Wichtig ist, alle Materialien fest anzunähen, damit sie sich nicht einfach lösen. Achten Sie bei Kaufentscheidungen immer darauf, dass das Kind keine Kleinteile verschlucken kann und es auch sonst keine Verletzungsgefahren gibt. Ballons können beispielsweise sehr gefährlich sein, wenn sie in die Luftwege geraten. Sie sollten Ihr Baby daher – auch wenn es mancherorts beliebt ist – nicht mit einem Luftballon spielen lassen. Es gibt jedoch mittlerweile auch Schutzhüllen für Luftballons, die vermeiden sollen, dass beim Zerplatzen Teile in die Atemwege gelangen können. Auch ist es sinnvoll drauf zu achten, ob das Spielzeug chemisch stark belastet ist. Stiftung Ökotest untersucht regelmäßig auch Spielwaren auf ihre Inhaltsstoffe. Babyschwimmbecken, gefüllt mit Bällen, sind auch für das erste Lebensjahr sehr beliebt. Allerdings schneiden die Plastikbabyschwimmbecken meist sehr schlecht in den Untersuchungen von Ökotest ab. In Eltern-Kind-Kursen können Eltern weitere Anregungen zum Spiel mit ihren Kindern bekommen, lernen Kinderlieder und -reime und erfahren so, wie sie im Alltag auf einfache Art mit ihren Kindern spielen können.
Im Spiel ist es wichtig, dass die Eltern das Kind nicht nur „bespielen“, sondern das Kind merkt, dass es selbst wirksam sein kann. Manchmal schaffen Kinder noch nicht alles, was sie gerne möchten. Beispielsweise kann das ersehnte Spielzeug etwas zu weit weg liegen. Das Kind ärgert sich, weil es noch nicht an das Spielzeug heran kommt. Manche Eltern können die Frustration des Kindes nicht aushalten und reichen dem Kind sofort das erwünschte Spielzeug. Wenn es jedoch die Möglichkeit hat, das Spielzeug selbst zu erreichen und das Empfinden von der Bezugsperson aufgefangen wird, indem sie es sprachlich begleitet (indem sie ihm beispielsweise sagt, dass sie sieht, dass das Kind dieses Spielzeug gerne haben möchte und sich ärgert, dass es es nicht erreichen kann) und dazu ermutigt, es selbst zu probieren, kann das Kind lernen, mit Frustration zurecht zu kommen und durch Eigenaktivität etwas zu bewirken. Auch kann es sein, dass das Kind mit einem Spielzeug anders umgeht, als die Eltern es erwarten und es in ihren Augen Zweckentfremdet, indem es beispielsweise statt Sand in die Backform zu streuen und „einen Kuchen zu backen“ die Backform immer wieder auf den Boden klopft und die Geräusche wahrnimmt. Hier ist es wichtig, dass Eltern sich in ihren Erwartungen zurück nehmen und das Kind seine eigenen Erfahrungen machen lassen – auf diese Weise kann es die Welt um es herum in allen ihren Facetten kennenlernen.