Rezension: Die Mütter-Mafia

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Ja, es gibt sie: Die Obermamis, die alles besser können, besser wissen und deren Kinder sich angeblich schneller und besser entwickeln. Sie sitzen in der Mutter-Kind-Gruppe neben Dir und merken an, dass ihr Jonas sich ja schon mit drei Monaten auf den Bauch drehen konnte oder Ann-Sophie mit acht Monaten zu laufen begonnen hat. Sie besuchen Rückbildung, Sport nach der Rückbildung, PEKIP, musikalische Früherziehung und Babyschwimmen – alles auf einmal, damit ihr Kind optimal gefördert wird und sie selbst schon bald wieder eine Bikinifigur haben.

Kerstin Giers Protagonistin Constanze ist davon weit entfernt. Sie ist Anfang dreizig und hat ein vollkommen normales, wenn auch etwas langweiliges Leben, bis ihr Mann ihr auf einmal erklärt, dass er sich scheiden lassen möchte und sie mit beiden Kindern in das Haus der kürzlich verstorbenen Schwiegermutter am Stadtrand ausquartiert. Während Exmann Lorenz in der modern minimalistisch eingerichteten Eigentumswohnung samt Kaffeemaschine sein neues Leben mit einem Supermodel beginnt, sieht sich Constanze mit der pubertierenden Tochter und dem kleinen Sohn im Chaos der Mahagonimöbel gefangen. Doch dem nicht genug: In der Stadtrandsiedelung gibt es den Verein der Supermütter – nie um einen Rat verlegen und auf die optimale Förderung der Kinder bedacht. Zwischen Ebay, Nachbarschaftsstreit, Jaguarmann und Geistervertreibung beginnt für Constanze ein turbulentes neues Leben.

Kerstin Gier beschreibt angenehm kurzweilig, wie verschieden die Mutterrolle ausgefüllt werden kann und wie viele unterschiedliche Bewältigungsstrategien es gibt. Jeder Charakter ist, wenn auch überspitzt dargestellt, fein herausgearbeitet und lässt einen an der ein oder anderen Stelle schmunzeln, zum Teil sogar herzhaft auflachen. Trotz allen Humors wird dabei die Rolle der Mutter in ihren verschiedenen Ausprägungen nicht bagatellisiert. Dass Kerstin Gier Pädagogik studiert hat, kann man an einigen Stellen erahnen. Etwas unerfreulich ist, dass das Thema „Kindesmissbrauch“, welches im Roman angeschnitten wird, nicht genügend aufgearbeitet wird.

Gesamturteil: Ein lustiger kleiner Schmöker, bei dem man bisweilen herzlich lachen kann. Kein bisschen bitterfotzig.

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