Rückbildungskurse sind längst nicht mehr langweilige, ungeliebte Sportgruppen, in denen man sich nach der Geburt trifft. Im Gegenteil: Nach und nach setzt sich die Erkenntnis durch, wie wichtig die körperliche Rückbildung nach Schwangerschaft und Geburt ist und dass sie oftmals einer gezielten Unterstützung bedarf. Dabei muss aber nicht nur das Sportprogramm auf die körperliche Situation der Teilnehmerinnen zugeschnitten sein: Es soll zudem Spaß machen und idealerweise auch gleich noch das Baby unterhalten. Übungen, die gezielt mit dem Baby gemacht werden können, werden zu Hause auch häufiger wiederholt – so wird das Rückbildungsprogramm noch effizienter. Tina Schütze stellt in ihrem neuen Buch „KnuddelFit – Rückbildungsgymnastik mit Baby“ all jene Übungen vor, die den Alltag von Mutter und Kind bereichern sollen.
Unterstützung für ihr Buch „KnuddelFit – Rückbildungsgymnastik mit Baby“ hat sich Tina Schütze, Fitnesstrainerin und Journalistin, bei Dr. Kai Hertwig, Frauenarzt und Leiter des Gesundheitsinstituts Fit for Life, und Uwe Cyriax, Fitnesstrainer und Gruppenleiter von Kindyroo, geholt. Hierdurch ist das 128 Seiten umfassendeBuch aufgeteilt in allgemeine Informationen zum Sportprogramm, Informationen über die kindliche Entwicklung („Babybonus“), einem Fitnesstest und dem umfangreichen Teil an unterschiedlichen Übungen.
Durch einen Test zu Beginn kann die Leserin ihr individuelles Sportverhalten einschätzen und daher gezielt ein Programm beginnen. Die einzelnen Übungen sind dabei anschaulich dargestellt durch Bilder und eine genaue Anleitung. Allerdings birgt das Buch inhaltlich – gerade in Hinblick auf den Umgang mit dem Baby – einige Schwächen. Gemäß dem KindyRoo-Ansatz wird mehrfach betont, dass die Bauchlage für Babys und Säuglinge für die Entwicklung von großer Bedeutung sei und diese häufig auf den Bauch gelegt werden sollen – eine Aussage, die in dieser Weise schlichtweg falsch ist. Fragwürdig ist in diesem Zusammenhang auch die Anleitung zum „Power Crunch“, bei der das Kind zwischen den Beinen der Mutter einen Kniesitz einnehmen soll und dazu ausgeführt wird: „Ihr Baby wird gerade in den ersten Monaten in dieser Position beizeiten etwas quengeln. Loben Sie es, wie fein es sein Köpfchen hält.“ Ebenfalls nicht uneingeschränkt empfehlenswert ist das Kapitel „Das Baby ist wach und schlecht gelaunt“, in welchem Anleitungen dazu gegeben werden, wie man das Baby beruhigen und dabei Sportübungen machen kann. Fraglich ist dabei, ob eine durch Sport angestrengte Mutter wirklich noch einfühlsam auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen kann. Die Fotos in diesem Kapitel stellen ein entsprechend weinendes/quengelndes Kind dar, das als Gewicht beim Workout herhalten muss.
Gesamturteil: Rückbildungssport mit dem Baby ist eine gute und effektive Art, um wieder mit seinem Körper in Einklang zu kommen. Bei den Übungen muss jedoch immer der Entwicklungsstand und besonders auch die Signale des Kindes berücksichtigt werden. Letztere Aspekte finden sich in KnuddelFit leider nicht wieder, weshalb es als Übungsbuch ohne weitere Anleitung für Mütter (und besonders deren Kinder) nicht empfehlenswert ist.