Zwillinge. Sie sind etwas ganz Besonderes. Oftmals hört man davon wie nahe sich Zwillinge stehen, wie sie ähnliche Wege einschlagen in ihrem Leben – auch wenn sie getrennt voneinander aufwachsen. Zwillinge verbindet ein besonderes Band, wie es scheint. Was aber passiert mit einem Zwilling, wenn er seinen „anderen Teil“ verliert? Was, wenn dies noch vor der Geburt geschieht? Nimmt das Kind im Mutterleib diesen Verlust überhaupt wahr und hat er Auswirkungen auf das spätere Leben des Kindes? Ilka- Maria Thurmann, Diplom-Pädagogin, Heilpraktikerin und Gesprächs- und Regressionstherapeutin widmet sich in ihrer Arbeit diesem Thema und hat begleitend hierzu das Buch „Am Anfang waren wir zu zweit: Ein Buch für verlassene Zwillingskinder. Mit einem Vorwort von Irene Behrmann und einem Begleittext von Ilka-Maria Thurmann“ verfasst.
Ilka-Maria Thurmann zeichnet in ihrem Buch „Am Anfang waren wir zu zweit: Ein Buch für verlassene Zwillingskinder. Mit einem Vorwort von Irene Behrmann und einem Begleittext von Ilka-Maria Thurmann“ die Geschichte der achtjährigen Sandra nach, die sich manchmal allein und traurig fühlt. Sie hat Sehnsucht, weiß aber nicht wonach. Rückblickend zeigt die Autorin, dass Sandra einen Zwilling hatte, der früh während der Schwangerschaft verstirbt – ehe die Eltern selbst wissen, dass es sich um eine Zwillingsschwangerschaft handelt. Sandra nimmt schon als Embryo diesenVerlust wahr. Geburt und erste Lebenszeit erlebt sie daher als schwierig. Erst in der Therapie erinnert sie sich an ihr vorgeburtliches Leben und den früh erlebten Verlust und kann ihn so überwinden und sich vorn ihrem Zwilling verabschieden.
Das Kinderbuch beschreibt in einfachen Worten mit vielen bunten Abbildungen der Illustratorin Uta Fischer Sandras Geschichte des frühen Verlustes eines Zwillings. Dabei wird auch die Entwicklung des Babys im Mutterleib nachgezeichnet. Einfühlsam werden die depressiven Symptome Sandras beschrieben und anschaulich dargestellt. Sandra erlebt als Embryo, wie ihr Zwilling „ins Licht geht“ und soll ihn fortan als Schutzengel betrachten. Diese christliche Darstellung des Verlustes und auch die anschließende Depression des Fötus Sandra, bei der alles um sie herum „dunkel wird, und sie selbst auch“ versuchen die frühe Verlusterfahrung und ihre Folgen für Kinder verständlich darzustellen. Im Begleittext für Eltern und Fachleute geht Thurmann dann auf das Thema des vorgeburtlichen Zwillingsverlustes näher ein, beschreibt Folgen und therapeutische Ansätze, die sie in ihrer Praxis erprobt hat.
Gesamturteil: Das Thema des vorgeburtlichen Zwillingsverlustes ist ein bislang noch wenig berücksichtigtes in der pränatalen Psychologie. Aufgrund der steigenden Anzahl an künstlichen Befruchtungen, die häufig mit Mehrlingsschwangerschaften einher gehen, ist es jedoch ein Thema, welches Aufmerksamkeit verdient. Dieses Buch widmet sich dem Thema auf für Kinder einfühlsame Weise. Die Darstellungen und die Geschichte des Schutzengels sind bislang jedoch für Kinder etwas zu stark betont und untermauern sehr ein christliches Weltbild. Thurmanns Ausführungen aus der therapeutischen Arbeit sind für Fachleute und betroffene Eltern gleichfalls informativ.