Rezension: Achtung Baby!

Moderne Väter. Was stellt man sich darunter heute vor? Sind es die Väter, die mit Tragetuch und Hanf-Hose durch Prenzlauer Berg streifen, auf dem Weg zum nächsten FABEL-Kurs? Oder sind es die schicken jungen Väter in Anzug und Krawatte, die den neuen Peg-Pérego vor sich her schieben, damit sich die Frau, die nun Mutter ist, eine kleine Entspannungsmassage genehmigen kann, bevor der Mann wieder ins Büro eilt? Die Antwort liegt irgendwo dazwischen. Wie in allen anderen Bereichen unseres Lebens ist auch das Vaterbild ganz individuell geworden und muss es sein. Die „fremden Könige“, wie Joseph Roth sie nannte, sie gibt es aber kaum noch. Väter sind da. Hier, unter uns.

Auch Komiker werden Väter. Und selbst die, die immer von „Arschlochkindern“ zu berichten wussten. Zu seiner großen Erleichterung ist Michael Mittermeiers Nachwuchs nicht in diese unerfreuliche Kategorie gefallen. Auf 259 Seiten berichtet er in seinem Buch „Achtung Baby!“ vom Vater werden und Vater sein und macht den Leser mit all den Dingen, Fachwörtern und Ereignissen bekannt, die die Vaterschaft heute so mit sich bringt. Ob Casting für die richtige Hebamme, MacLaren-Kinderwagen, Stimmungsschwankungen oder PDA  – Mittermeier kennt sich aus.

Wie er selbst schreibt, ist das Buch kein Ratgeber. Es ist vielmehr ein Erfahrungsbericht ganz im Stil seiner Bühnenshows. Althergebrachte und schon erprobte Gags werden mit neuen Inhalten kombiniert und erweitert. Kurzweilig durchfliegt man die Zeit des Kinderwunsches, Schwangerschaft, Geburt und erste Lebensjahre des Kindes im Hause Mittermeier. Bisweilen scheint es fast, dass man beim Lesen den bayerischen Dialekt mithören kann, wenn Frau Gudrun ihren „Michl“ zurechtweist. Es ist der ganz normale Babyalltag, den Mittermeier hier beschreibt. Lustig aufbereitet für alle Mittermeierfans mit Kindern.

Nach der Lektüre des Buches bleibt dann doch ein vertrautes Gefühl zurück, denn Mittermeiers Babybuch erinnert an ein anderes Buch, ein Buch der frühen Kindheit und Jugend: Wenngleich literarisch auch nicht annähernd auf einer Ebene mit Antoine de Saint-Exupérys kleinem Prinzen, gibt es dennoch eines, was die beiden verbindet: Exupérys 1943 erschienenes Werk ist u.a. ein Liebesbrief an seine Frau Consuelo, Mittermeiers 2010 erschienenes Buch neben allen Scherzen und viel Klamauk ein Liebesbrief an seine Tochter Lilly.  – Und das ist alles, was man über neue Väter wissen muss: Sie lieben ihre Kinder.

(zuerst erschienen in Berliner Gazette)

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