Was ist eigentlich das Wochenbett?

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Nach der medizinischen Definition umfasst das Wochenbett (Puerperium) die Zeit von der Geburt der Plazenta bis 6 Wochen danach. Gesetzlich betrachtet dauert das Wochenbett von der Geburt der Plazenta bis 8 Wochen danach, bzw. bei Früh- oder Mehrlingsgeburten bis 12 Wochen danach.  Da das Wochenbett jedoch individuell sehr unterschiedlich verlaufen kann und von einer Reihe verschiedener Faktoren beeinflusst wird, ist eine genaue zeitliche Begrenzung praktisch nicht möglich. Nach Bloemeke (2004) verläuft das Wochenbett in drei Entwicklungsphasen: die ersten zehn Tage, die anschließenden fünf bis sieben Wochen und die weiteren Wochen, bis etwa ein Vierteljahr nach der Geburt vergangen ist.

Was passiert im Wochenbett?
An körperlichen Veränderungen ist zunächst der Rückgang des Gewichtes anzuführen, was sowohl durch die Geburt (Gewichtsabnahme von ca. 6kg durch Geburt des Kindes und der Plazenta, Abgang von Blut und Fruchtwasser), als auch durch verstärkte Transpiration, erhöhte Harnausscheidung, Uterusinvolution und letztlich ab der 8. Woche p.p. durch Fettreduktion erzielt wird. Insgesamt werden durchschnittliche 10-12 kg innerhalb der ersten 8 Wochen p.p. abgebaut. Die während der Schwangerschaft vorliegende Brustatmung wird nach der Geburt wieder zu einer Bauch-Brust-Atmung. Das während der Schwangerschaft nach oben gedrängte Herz nimmt nach der Geburt wieder die ursprüngliche Position ein. Auch die Lage des Darms, die Darmfunktion und Stuhlentleerung regulieren sich. Nach der Geburt kommt es in den ersten Tagen häufig zu einer Stuhlverstopfung; spätestens am 3. Tag p.p. sollte eine Darmentleerung erfolgen. Die Tonusverminderung von Harnleiter, -blase und –röhre bildet sich ebenfalls innerhalb der ersten 3-4 Wochen zurück. Haben sich während der Schwangerschaft Krampfadern (Varizen) gebildet, gehen sie nun meist durch Tonuszunahme und Druckminderung zurück. Ist in der Schwangerschaft eine vermehrte Hautpigmentierung aufgetreten, verblasst diese innerhalb der ersten Wochen im Wochenbett. Schwangerschaftsstreifen (Striae gravidarum) werden kleiner und heller. Die durch die Ausdehnung des Uterus während der Schwangerschaft hervorgerufene Rektusdiastase (Auseinanderstehen der geraden Bauchmuskeln) bildet sich durch Tonuszunahme und Rückbildungsgymnastik langsam (wenn auch gelegentlich nicht vollständig) innerhalb der ersten 6 Monate zurück. Der aufgelockerte Beckengürtel bildet sich jedoch nicht zurück. Ein wichtiges Element im Wochenbett ist die Rückbildung des Uterus. Pro Wochenbetttag senkt sich der Uterusfundus etwa um einen Querfinger, so dass um den 10. Tag p.p. der Fundusstand etwa bei der Symphyse angelangt ist. Wochenbettwehen können in dieser Zeit auftreten. Innerhalb der ersten 3 Tage p.p. formen sich auch Zervix und Portio. Nach 8 Tagen p.p. ist der innere Muttermund nur noch so weit geöffnet, dass die Lochien abfließen können. Die durch die Geburt überdehnte und verletzte Scheide regeneriert sich im Normalfall schnell und nach 3-4 Wochen ist der Scheidentonus gut, wobei der Zustand vor der Schwangerschaft nicht ganz wieder erreicht wird. Auch die Schamlippen liegen nach 2-3 Tagen wieder an. Der durch die Geburt gedehnte Beckenboden kann verschiedene Verletzungen aufweisen, bildet sich normalerweise jedoch gut zurück. Bei Geburtsverletzungen dauert die Regeneration länger. Unterstützt wird sie durch spezielle Beckenbodenübungen, die die Hebamme zeigt.

Wie kann ich mich auf das Wochenbett vorbereiten?
Das Wochenbett hat seinen Namen nicht von ungefähr: Zumindest im Frühwochenbett, das heißt in den ersten zehn Tagen, sollten Sie sich die Bettruhe gönnen. Ihr Körper hat, wie oben aufgeführt, eine Menge an Aufgaben zu erledigen und dafür brauchen Sie Ruhe und Kraft. Außerdem müssen Sie und Ihr Baby sich aneinander gewöhnen. Auch hierfür ist die Ruhe im Wochenbett sehr gut geeignet. Nehmen Sie sich diese Zeit! Vielleicht haben Sie auch Lust, in das ein oder andere Buch hineinzulesen. Zu empfehlen für diese erste Zeit ist das Buch „Das Wunder der ersten Lebenswochen“ von Klaus/Klaus.
Natürlich wollen Freunde und Bekannte das Baby sehen, aber übernehmen Sie sich nicht mit dem Besuch! Sowohl für Sie als auch für das Baby ist Besuch nun noch sehr anstrengend. Besprechen Sie dies daher vorab mit allen Leuten. Empfangen Sie, wenn überhaupt, täglich nur ein bis zwei Besucher. Wenn Sie bereits zu Hause sind, lassen Sie sich von ihrem Besuch etwas mitbringen, zum Beispiel vorgekochtes Essen, Getränke oder lassen Sie sich vom Besuch den Abwasch erledigen oder was sonst ansteht. Auch dies können Sie vorher schon kommunizieren: Jeder Besuch muss ihnen eine Last abnehmen und nicht umgekehrt zur Last fallen.
Was den Haushalt angeht, sollten Sie auch schon vor der Geburt Vorkehrungen für die Wochenbettzeit tätigen: Fordern Sie von ihrer Krankenkasse einen Antrag auf eine Haushaltshilfe für das Wochenbett an, kochen sie selbst etwas Essen vor, lagern Sie ausreichend Getränke ein. Beispielsweise können Sie schon vorher Stilltee und Rückbildungstee kaufen oder auch Malzbier, welches ebenfalls die Milchprdoduktion anregt. Fragen Sie aber vor Verwendung von Still- und Rückbildungstee Ihre Hebamme um Rat. Nach chinesischer Tradition ist es sehr unterstütend, eine spezielle Kraftsuppe für das Wochenbett zu sich zu nehmen. Ein Rezept hierzu finden Sie beim Geburtshaus Maja. Auch hierzu sollten Sie nochmals Rücksprache mit Ihrer Hebamme halten.
Gönnen Sie sich außerdem etwas für sich selbst. Das Wochenbett ist nochmals eine Zeit großer körperlicher Umwandlungen. Neben einem Vorrat an Wöchnerinnenvorlagen, die sie in der Apotheke kaufen können, kann es hilfreich sein, sich auch etwas für den eigenen Körper zu gönnen, zum Beispiel ein Bauchmassageöl für die Wochenbettzeit oder auch einfach eine entspannende Gesichtsmaske. Fragen Sie Ihre Hebamme hierzu, sie kann Ihnen hilfreiche Hinweise geben. Achten Sie aber auch darauf, nicht zu starke Öle oder Parfums zu verwenden, da Ihr Baby sehr sensibel auf Gerüche reagieren kann und am liebsten den natürlichen Geruch der Mutter hat. Vorab sollten Sie sich auch mit Stilleinlagen eindecken. Diese gibt es in verschiedenen Ausführungen. Praktisch ist es auch, sich vorher schon ein Still-Bustier, einen Still-BH oder ein Stillhemd zu kaufen, damit man die Stilleinlagen dann auch irgendwo einlegen kann. Gerade nachts kann es auch zum „Auslaufen“ der Milch kommen und es ist angenehm, wenn sie dann durch Stilleinlagen aufgefangen wird, die natürlich irgendwo drin liegen müssen. Es kann auch hilfreich sein, eine Salbe für die Brustwarzen bereit zu halten, um das Wundwerden zu vermeiden und bei ersten Anzeichen sofort eine passende Salbe zur Hand zu haben. Nach Rücksprache mit Ihrer Hebamme können Sie sich eine einfache Salbe aus reinem Lanolin oder auch Beinwellsalbe hierfür besorgen.

Checkliste Wochenbett


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