Rezension: Liebe. Ein unordentliches Gefühl

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Nach Richard David Precht liegt der heutige Sinn der Philosophie nicht mehr darin, große Wahrheiten an den Tag zu fördern, sondern bestenfalls neue Zusammenhänge plausibel zu machen. In diesem Sinne finden sich auch in  seinem jüngst veröffentlichtem Buch „Liebe. Ein unordentliches Gefühl“ keine neuen Erkenntnisse oder gar Anleitungen für den Umgang mit eben jenem Titelthema. Es werden vielmehr Theorien verschiedener Disziplinen aufgegriffen, einander gegenüber gestellt und kritisch hinterfragt.

Im ersten Teil des Buches , „Frau und Mann“ , werden biologische Forschungsansätze der Geschlechterfrage beleuchtet und insbesondere der Mythos über den Ursprung aller geschlechtlichen Ungleichheiten in der Steinzeit hinterfragt. So wird u.a. die  These, dass „Frauen Duplikate von Hinterbacken und Schamlippen im Form von Brüsten und Mund haben“, diskutiert. Der anschließende Teil, „Die Liebe“, rückt die Herkunft der geschlechtlichen Liebe aus der Mutter-Kind-Bindung in den Mittelpunkt und abschließend, in „Liebe heute“, wird die Liebe in Zeiten der neuen Medien zwischen Individualisierung und Rückbindung analysiert.

Insgesamt bietet das Buch eine Reise durch biologische, psychologische und soziologische Ansätze der Forschung zum Thema Liebe und bildet damit eine Einführung in das Thema, wobei populärwissenschaftliche Bücher, wie solche des Ehepaars Pease, auf den Prüfstand geraten. Durch diese Aufführung der unterschiedlichen Forschungsansätze wird im Verlauf des Buches bewusst, dass es in der Forschung noch immer an einem fehlt: Interdisziplinarität. Doch durch allzu viel Polemik und Kritik gerät auch der Inhalt dieses Buches in Schieflage. Zudem ist bisweilen die Trennung zwischen den Annahmen Prechts und den vorgestellten Theorien schwierig. In die Liebe, das unordentliche Gefühl, kann hierdurch auch Herr Precht keine Ordnung bringen.

(zuerst erschienen in Berliner Gazette)

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