Spaziert man durch das von Familien bevölkerte Prenzlauer Berg, fällt einem immer wieder ein Bild besonders ins Auge: Mütter, die einen Kinderwagen schieben. Dies mag auf den ersten Blick nicht ungewöhnlich sein. Erst wenn man dann bemerkt, dass das Kind nicht im Kinderwagen liegt, sondern von der Mutter auf dem Arm, im Tragetuch oder in einer anderen Tragehilfe transporiert wird, erweckt dies Aufmerksamkeit. Es lohnt sich also die Frage danach, warum das Kind getragen werden möchte, anstatt im teuren Hesbakinderwagen kutschiert zu werden.
Evelin Kirkilionis‘ Buch „Ein Baby will getragen sein“ bietet eine anschauliche und einfache Einführung in das Thema „Tragen eines Kindes“. Einführend wird stammesgeschichtlich begründet, warum das Tragen von Kindern eine geeignete Transportmethode ist und welche anatomischen Voraussetzungen hierfür vorliegen. Auch die wichtigen Punkte „Hüftdysplasie“ und „Wirbelsäulenschäden“ werden dabei angesprochen und Ammenmärchen widerlegt. Die Bedeutung des Tragens und des Hautkontakts für die Entwicklung des Kindes werden ebenso hervorgehoben wie die Förderung der Eltern-Kind-Bindung. Abschließend werden verschiedene Tragemethoden (Beutel, Säcke, Tücher etc.) einander gegenüber gestellt und Vor- und Nachteile aufgeführt.
Krikilionis‘ Buch in der derzeit 9. Auflage aus dem Jahr 2007 ist der Klassiker der Tragetuchlitertaur und bietet Eltern eine einfache und fachlich anschaulich begründete Einführung. Es ist für alle Eltern geeignet, die sich mit diesem Thema beschäftigen möchten und erwägen ihr Kind zu tragen. Darüber hinaus ist es bereits für die Schwangerschaft empfehlenswert, damit man sich noch vor eventuell anfallenden Kaufentscheidungen umfassend informiert. Entscheidet man sich für das Tragen im variablen Tragetuch – wie sie beispielsweise die Firmen Hoppediz und Didymos anbieten – ist es jedoch günstig, trotz der anschaulichen Bilder und Beschreibungen verschiedener Tragetechniken, eine Tragetuchberaterin hinzuzuziehen, um Fehler beim Binden des Tuches zu vermeiden. Denn auch dieses Bild bietet sich leider gelegentlich auf den Straßen: Kinder, die nicht genügend gestützt im Tragtuch hängen oder deren Beine nicht in der beschriebenen Spreiz-Anhock-Haltung sitzen.
Gesamturteil: Empfehlenswert